Siemens Handys

Siemens Handys

Als 2005 die Handysparte von Siemens an die asiatische Firma BenQ verkauft wurde, hatten viele Handybesitzer eine Träne im Auge. Der größte deutsche Handyhersteller würde vom Markt verschwinden. Als BenQ selbst im Herbst 2006 die Segel streichen musste, war auch das Aus für die BenQ-Siemens Handys nur noch eine Frage der Zeit. Viele treue Fans hatten jede Neuentwicklung mitgemacht, brav alle zwei Jahre das neueste Modell erstanden, und mussten nun leise Abschied nehmen. Siemens Handys, ein Requiem. Das S1 war das erste Siemens Handy, das das Licht der Welt und den deutschen Markt erblickt hat. 1994 erschienen, war es eines der ersten Handys überhaupt. Mit fast 400g, schicker Antenne zum Ausziehen und einem grobpixeligen Display war es schon vergleichsweise handlich und machte Telefonieren unterwegs möglich. Die frühen Nachfolger wie 1996 das S4 reduzierten ihr Gewicht schon beachtlich auf 240g, enthielten mehr Funktionen wie Uhr und Telefonbuch und waren mit dem zweizeiligen Display auch leichter zu bedienen. 1998 erschien eine Vielzahl neuer Modelle. Das C11 und das S10 waren sicher die Bekanntesten. Um weitere 40g leichter verfügten sie bereits über ein farbiges Matrix-Display, SMS, Weck- und Erinnerungsfunktion. Der Weg Richtung Organizer und Kommunikationstalent war beschritten. Das C35 aus dem Jahre 2000 war ein großer Erfolg für Siemens, denn das Modell war klein, schick und praktikabel. Mit nur noch 110g enthielt es alle Organizerfunktionen wie Kalender, Planer und Taschenrechner. Zusätzlich waren Spiele installiert und es war sogar modemfähig. Praktisch “unkaputtbar” war es besonders das ansprechende und logisch aufgebaute Menü, das viele Nutzer ansprach. Die letzten Modelle wie das S45 oder M65 glänzten dann mit Infrarot-Schnittstelle, Kamera und WAP-Technologie.

BenQ bekam nach der Übernahme die Lizenz den Namen Siemens noch weitere fünf Jahre weiter mitführen zu dürfen. Die neue Handyreihe wurde vom Marketing stark gepusht, die Verkaufszahlen fielen jedoch sehr zurückhaltend aus. Echte Siemens-Fans kann man eben nicht so leicht täuschen. Nur weil Siemens draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass auch tatsächlich Siemens drin ist. Wer den neuen Modellen eine Chance gab, hatte sicher ein gutes Gerät vor sich. Die technisch Ausgereiftesten wie das SL91, das E72 oder das S98 konnten leider auf dem deutschen Markt nie herausgebracht werden. Als BenQ im September 2006 in München den Insolvenzantrag stellte, sanken also nicht nur die Hoffnungen der Investoren, sondern auch die Möglichkeiten der vielen Getreuen jemals wieder ein neues Siemens-Handy zu besitzen. Die Alten werden gesammelt, getauscht, gehegt und gepflegt, Todgesagte leben eben doch am Längsten.

Bild by Philip BitnarFlickr: Mobile I .:B/W:., CC BY 2.0, Link

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