Kann der Einstieg in die Apple-Welt auch günstig sein? Das iPhone SE hat bereits in seiner ersten Auflage im Jahr 2016 viele Freunde gefunden. Nun kommt das SE 2020 auf den Markt. Der schnelle Prozessor vom Typ A 13 ist identisch mit dem iPhone 11. Lohnt es da überhaupt, für das Flaggschiff den doppelten Preis zu zahlen? Ein Blick auf Design und innere Werte der beiden Modelle zeigt die Unterschiede.
SE 2020 mit Display aus einer vergangenen Zeit
Der erste Blick nach dem Unboxing beider Geräte fällt auf das Display – und da meint man schon vor dem Einschalten, iPhones aus unterschiedlichen Jahrzehnten in der Hand zu halten. Das iPhone 11, das in Kombination mit einem LTE-Tarif bei 1&1 ab 0 Euro bestellbar ist, ist beinahe randlos, bekanntermaßen ist der Home-Button entfallen. Frontkamera und Sensoren für Gesichtserkennung (Face ID) und Gestensteuerung sind in einer kleinen schwarzen Aussparung am oberen Rand untergebracht, von Apple „Notch“ genannt. Das SE 2020 zeigt sich dagegen ganz klassisch mit breitem Rand, und auch der von einigen Anwendern schmerzlich vermisste große Knopf zur Rückkehr auf den Startbildschirm und zum Entsperren per Fingerabdruck (Touch ID) ist wieder da. Geschmacksache, kann man einwenden, selbst wenn die höhere Sicherheit der Face ID gegenüber der Touch ID keine Rolle spielt.
Nach dem Einschalten werden Befürworter des Old School Designs erfreut feststellen, dass die Unterschiede zwischen dem iPhone SE und seinem großen Bruder nicht so groß sind wie befürchtet. Der 4,7 Zoll große LCD-Bildschirm des SE 2020 löst 1334 x 750 Pixel auf, das OLED-Display des iPhone 11 misst 6,1 Zoll und kommt auf 1792 x 828 Pixel. Rechnerisch führt das zu einer identischen Pixeldichte von 326 ppi, auch Helligkeit und Kontrast sind ähnlich. Hinsichtlich der Farbtreue hat aber die OLED-Technik die Nase vorn. Zudem ist OLED sparsamer im Energieverbrauch. Deswegen und wegen der anderen Akkugröße hält das iPhone 11 länger durch. Bei normaler Nutzung muss das iPhone 11 nach etwa 17 Stunden an die Steckdose, dem SE 2020 geht schon nach 13 Stunden der Saft aus.
Kamera-Software kann viele Bilder retten
Die Kamera-Ausstattung des SE 2020 passt zum günstigen Preis. Die Hauptkamera (Weitwinkel mit Blendenöffnung 1:1,8) löst zwölf Megapixel auf, die Frontkamera für Selfies immerhin noch sieben Megapixel. Dank optischer Bildstabilisierung und guter Software bekommt der Fotograf damit in den meisten Situationen gute Bilder. Portrait-Licht und Hintergrund-Unschärfe (Bokeh) erzeugen die Illusion einer Kamera mit großem Sensor. Beim iPhone 11 hat bereits die Frontkamera zwölf Megapixel, die rückseitige Kamera ist als Dual-Kamera mit zweimal zwölf Megapixeln ausgeführt. Dazu gehören zwei Sensoren bzw. Optiken, ein Ultra-Weitwinkel mit Blende 1:2,4 und ein Weitwinkel mit Blende 1:1,8. Die Optimierung Deep Fusion und ein hervorragend programmierter Nachtmodus lassen keine Wünsche offen.
Gelungenes Update, aber Abstriche bei der Leistung
Das iPhone SE 2020 ist eine überzeugende Weiterentwicklung seines mittlerweile vier Jahre alten Vorgängers. Wer bisher mit seinem iPhone SE zufrieden war und bis jetzt mit der Neuanschaffung gewartet hat, kann bedenkenlos zugreifen. Die Performance ist auf aktuellem Niveau. Abstriche gegenüber dem iPhone 11 gibt es beim Display und bei der Akkulaufzeit. Bei Fotos und Videos macht sich der Qualitätsunterschied zwischen Single- und Dual-Kamera bemerkbar. Alles andere wäre angesichts des deutlichen Preisunterschieds auch verwunderlich. Smartphone-Nutzer, denen das Beste gerade gut genug ist und denen ein paar hundert Euro für optimale Qualität nicht weh tun, sind mit dem iPhone 11 nach wie vor besser bedient.
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